Gehst du gerne shoppen?
Ich schon.
Beim Essen achte ich schon länger auf Bio, Regionalität und Saisionalität. Ich habe von meiner Mama gelernt mich gesund und vollwertig zu ernähren. Jedoch habe ich beim Kauf von Kleidung nie darauf geachtet woher diese überhaupt kommt. Für mich war es nur wichtig, dass sie mir gefällt und nicht zu teuer ist… keine Spur von fair shopping.
Mein Studium, mein Mann und meine Kinder veränderten meine Haltung
Heute will ich die profit-gierigen Unternehmen nicht mehr unterstützen. Daher habe ich heuer noch keine Kleidung gekauft (zugegeben, eine neue Hose landete Anfang des Jahres in meinem Kleiderschrank). Eine Shopping-Diät hatte ich allerdings nicht geplant. Es hat sich langsam eingeschlichen. Seitdem ich mich mehr und mehr mit dem Thema Fair Fashion beschäftige, stieg meine Wut auf die konventionelle Bekleidungsindustrie. Ich habe keine Lust mehr konventionelle Kleidung zu kaufen. Wenn ich die Kleidung in den Geschäften sehe, sehe ich die Frauen und Kinder, die bis zu 16 Stunden täglich vor der Nähmaschine sitzen, meistens mangelernährt sind und sich für einen Hungerlohn abschufften müssen… für mich, für meine billige Kleidung. Das kann ich einfach nicht mehr aushalten! Schau dir mal ein paar Dokumentationen (finde hier eine Liste mit interessanten Dokus) zum Thema an. Ich wurde dadurch emotional sehr stark berührt.
Nun aber genug von meiner persönlichen Geschichte. Jetzt ist es Zeir dir von meinen 15 einfachen Tipps zu erzählen, die mir und hoffentlich auch dir helfen werden, Kleidung nachhaltiger zu konsumieren:
1. Up-Cycling
Gibt es ein T-Shirt oder eine Jeans in deinem Kleiderschrank, die dir gut gefällt du aber nicht mehr trägst? Werfe die ungetragenen Kleidungsstücke nicht weg, sondern werde kreativ! Up-Cycling heißt den Zweck eines Kleidungsstück zu verändern und was neues daraus zu machen. Google nach Up-Cycling Ideen. Mittlerweile findest du unzählige Inspirationen. Verwandle zum Beispiel dein T-shirt in eine Tasche oder in einen Schal. Außerdem gibt es seit kurzem ein tolles kostenloses Ebook zum Thema Fashion Upcycling von der lieben Eliza von DIY Mode. Probier es aus und hab Spaß!
2. Mieten
Hast du das gewusst? Du kannst dir deine Kleidung monatlich Mieten! Du bekommst ein Paket mit deinen Lieblingsteilen einfach zugeschickt. Am Ende des Monats (wenn du willst auch länger), packst du die Teile wieder zusammen und bekommst ein neues Paket. Dieses Konzept ist ideal für Kinder (die Kleinen wachsen so schnell aus ihrer Kleidung heraus). Bei Kilenda zum Beispiel kannst du Baby- und Kindersachen mieten. Es gibt auch eine Rubrik mit Bio-Mode.
Die Kleiderei bietet Damenmode von vielen unterschiedlichen (Jung-) Designern im monatlichen Paket. Das monatliche Mieten ist eine tolle Möglichkeit, immer neue Kleidung im Schrank zu haben, ohne diese ständig kaufen zu müssen. Du kannst die neuesten Trends tragen und wenn du genug davon hast, einfach wieder zurückgeben. Tolle Sache!
3. Vermieten
Hast du ein tolles Kleid, Hochzeitskleid oder eine Tracht im Schrank, welche du kaum getragen hast? Oder vielleicht eine schöne Tasche? Vermiete deine Kleidung und Accessoires! Es gibt verschiedene Plattformen dafür, wie zum Beispiel Usetwice. Du kannst dich kostenlos anmelden und dir überlegen, wie hoch die Miete für dein Teil pro Tag sein soll. So kannst du anderen Menschen helfen, für spezielle Anlässe ein besonderes Teil zu günstigen zu leihen.
4. Reparieren
Die Fast Fashion Industrie hat dazu beigetragen, dass wir alles schnell wegschmeißen. Warum soll ich etwas reparieren, dass nur 10 Euro gekostet hat – Reparieren wird teurer als neu zu kaufen. Das ist doch lächerlich, oder?
Wenn wir hochwertige Kleidung kaufen (dafür geben wir mehr Geld aus), passen wir besser darauf auf und möchten es möglichst lange haben. Der Absatz deiner Schuhe ist kaputt? Bringe sie zum Schuster. Wenn du nächstes Mal ein Loch im T-Shirt hast, versuche es zu nähen oder such dir jemanden, der/die das für dich macht. Frag deine Mama oder deine Oma. Sie helfen dir bestimmt gerne. Oder schau mal bei Youtube vorbei. Schmeiße nicht einfach weg – repariere es!
5. Recycling
Schmeiße deine alte Kleidung nicht in den Restmüll. Bringe sie lieber zum nächsten Kleidungscontainer oder einer Sammelbox. So kann brauchbare Kleidung weitergegeben und getragen werden. Verschlissene Kleidung wird recycelt. Leider handelt es sich meist um Down-Cycling. Es kommt zu einer Abwertung der ursprünglichen Kleidung. Die heutige Technologie ermöglicht es noch nicht Mischmaterialien zu recyclen. Der Großteil unserer Kleidung besteht jedoch aus gemischten Fasern. Weggeworfene Textilien werden oft für die Putzlappenindustrie, Vliesstoffindustrie oder Papierindustrie wiederaufbereitet. Weitere Verwertungsmöglichkeiten sind Dämmmaterialien in der Automobilindustrie.
6. Ordne deinen Kleiderschrank regelmäßig
Im Alltag kommt oft etwas Chaos in meinen Kleiderschrank. Mein Tipp: vor jeder Saison (Frühling und Herbst) den gesamten Kleiderschrank ausräumen. Oft verschluckt unser Kleiderschrank so manches Kleidungsstück. Wir vergessen, dass wir dieses überhaupt noch haben. Sortierte deine Kleidung, gib weg was du nie trägst und überleg dir was du noch brauchst oder kombiniere so manches Teil einfach mal ganz neu mit tollen Accessoiries. So weißt du genau was sich in deinem Kleiderschrank befindet und welche neuen Teile du gerne haben würdest, so dass du deine neuen Lieblingsoutfits zusammenstellen kannst.
7. Reduziere und lerne zu verzichten
Reduziere die Anzahl der Kleidungsstücke die du kaufst. Durchschnittlich kaufen wir 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Das sind ein bisschen mehr als ein Teil pro Woche. Brauchen wir all diese Kleidung wirklich? Ich glaube nicht. Wieviel deiner Kleidung bleibt ungetragen in deinem Kleiderschrank liegen? Überlege dir vor dem Einkaufen, was du wirklich brauchst. Kaufe weniger! Achte dafür auf (Bio) Qualität und wähle die Dinge die du wirklich haben willst und dir Freude machen. Das ist ein großer Schritt das verschwenderische Kaufverhalten zu reduzieren.
8. Secondhand-Shopping
Hast du schon mal Seconhand-Shopping probiert? Oder was hältst du von einem Kleidertausch mit deinen FreundInnen? Stöbere in Secondhand-Geschäften, nimm an Kleidertauschparties teil oder besuche Flohmärkte. Hier findest du oft qualitativ hochwertige Kleidung zu günstigen Preisen. Online-Plattformen wie Willhaben oder Kleiderkreisel sind eine weitere Möglichkeiten für Seconhand-Shopping. Secondhand-Shopping ermöglicht dir neue Kleidungsstücke zu bekommen. Außerdem stellst du sicher, dass die Kleidung nicht auf der Mülldeponie landet. Du kannst dazu beitragen, dass der Verbrauch von Rohstoffen verlangsamt wird und so die Belastung von Mensch und Umwelt senken.
9. Nähen
Designe dir deine Kleidung selbst. Nähen ist zwar nicht ganz leicht, aber Übung ist der beste Lehrmeister. Es ist ein wundervolles Hobby, wo du deiner Kreativität freien Lauf lassen kannst. Du kannst dir selber aussuchen, welche Stoffe und Schnitte du verwenden willst. Unzählige Videos und Anleitung erleichtern dir das Lernen. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Schnittmustern. Auch auf Youtube gibt es viele Anleitungen. Nähcafés sind auch eine Möglichkeit viele Tipps zu bekommen und das Nähen gemeinschaftlich zu lernen.Trau dich!
10. Recherchiere
Bewusste Kaufentscheidungen machen einen Unterschied. Um eine bewusste Entscheidung treffen zu können, müssen wird uns weiterbilden. Anstatt in irgendein Geschäft zu gehen und impulsiv zu kaufen, überlege nächstes Mal was du kaufen willst und recherchiere deine Möglichkeiten. Informiere dich und schau dir an wie ein Unternehmen arbeitet. Nutze Google und suche nach „Marke“ + Nachhaltig oder Verantwortung“. Nach deiner Recherche kannst du dich gut fühlen und ein Unternehmen unterstützen, das deinen Werten entspricht. Es gibt auch einige Fair Shopping Guides, wie der Wardrobe Revolution Guide.
11. Bevorzuge Bio-Baumwolle
Beim konventionellen Baumwollanbau werden Chemikalien und Pestizide eingesetzt, um Schädlinge fernzuhalten. Chemikalien und Pestizide schaden Mensch und Umwelt. Biobaumwolle ist frei von Schadstoffen und giftigen Chemikalien. Der Rohstoff kommt aus kontrolliertem biologischem Anbau. Das ist gut für unsere Haut, weil keine krebserregenden Stoffe enthalten sind und auch gut für die Umwelt, weil auf schädliche Chemikalien verzichtet wird.
12. Verzichte auf Polyester
Kunstfasern, wie Polyester und Nylon sind ein Produkt der Erdölindustrie und somit nicht ökologisch abbaubar. Es dauert etwa 200 Jahre bis das Plastik abgebaut werden kann. Außerdem lösen sich beim Waschen in der Waschmaschine unzählige Mikrofasern aus der Kunstfaserkleidung. Dieses Mikroplastik landet schlussendlich im Ozean, wird im Meer von Schadstoffen belagert und von Fischen und anderen Lebewesen aufgenommen. Über die Nahrungskette landet das Plastik auf unseren Tellern. Mahlzeit!
13. Wähle neue Materialien wie Tencel und Modal anstatt Viskose oder Polyester
Wir lieben Viskose. Es ist ein leicht fließendes Material. Der Nachteil: zur Produktion wird das fünf bis siebenfache des Produktionsgewicht an giftigen Chemikalien eingesetzt. Greife liebe auf neue Materialen wie Tencel oder Modal zurück. Neue Verfahren ermöglichen eine besonders umweltfreundliche und ressourcenschonende Herstellung. Tencel ist saugfähiger als Baumwolle, sanfter als Seide und kühler als Leinen. Modal zeichnet sich insbesondere durch seine Weichheit aus. Beide Materialien werden rein und natürlich von Lenzing in Österreich hergestellt.
14. Unterstütze lokale Designer
Bei lokalen Designern kannst du sicher gehen, dass Transportwege möglichst kurz gehalten werden. Deine Kleidung muss nicht mit Chemikalien besprüht werden, um sie bei den langen Transportwegen von Schädlingen, Motten oder Schimmel zu schützen. Die Mode wird meist lokal oder in benachbarten EU-Ländern produziert. Die CO2-Emissionen sind durch die kürzeren Transportwege deutlich geringer. Außerdem sind Umwelt- und Sozialstandards in Europa bei weitem höher als in Entwicklungs- und Schwellenländern.
15. Fair Shopping
Kaufe lieber zertifizierte Kleidung und achte auf Gütesiegel. Heutzutage gibt es bereits zahlreiche Modelabels, die tolle und moderne Kleidung anbieten, welche fair und ökologisch produziert wird. Zum Beispiel bietet die Arbeiterkammer OÖ ein Shopliste mit Fair Fashion Shops in ganz Österreich sowie auch Online Shops. Das Fair Fashion Network Get Changed bietet einen Fair Fashion Shop Finder an.
Conclusion
Seitdem ich diese 15 Tipps verfolge, treffe ich bessere Entscheidungen. Alles hat sich zum positiven in meinem Leben verändert. Ich fühle mich besser. Am Anfang scheint es schwierig zu sein, doch wenn du begonnen hast diese 15 Tipps anzuwenden wirst du die positive Effekte deiner Entscheidungen realisieren und erkennen, wie gut es sich anfühlt nachhaltiger zu shoppen. Es ist ein wunderschönes Gefühl zu wissen, dass jede Entscheidung einen Unterschied macht, egal wie klein dieser ist.
Stelle dich der Herausforderung! Versuche einen der Tipps nächste Woche umzusetzen. Lass mich wissen wie du dich fühlst!!
Abschließen möchte ich mit den Worten Vivien Westwoods:
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